Alle wichtigen Informationen zur Therapie von Depressionen mit rTMS erfahren Sie von unserer Expertin, Dipl.-Psych. Annika Simlacher, Psychologische Psychotherapeutin aus München (Altstadt),
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, bei der mit Hilfe eines pulsierenden Magnetfeldes die Nervenzellen des Gehirns wiederholt (repetitiv) durch die Schädeldecke (transkraniell) angeregt werden. Anders als bei der Einnahme von Medikamenten, welche im ganzen Körper und Gehirn wirken, werden durch die rTMS-Behandlung nur die betroffenen Hirnregionen stimuliert.
Durch diese fokussierte Magnetstimulation wird die neuronale Aktivität an einem genau lokalisierten Areal gezielt beeinflusst. Diese Beeinflussung führt zu einer Ausbalancierung der Gehirnaktivität in diesen und in wichtigen funktionell verbundenen anderen Bereichen des Gehirns, was zu einer entsprechenden Symptomverbesserung führt.
So wirkt die rTMS-Therapie beispielsweise bei einer depressiven Symptomatik meist bereits nach wenigen Sitzungen stimmungsaufhellend, emotional stabilisierend und antriebsfördernd. Zur längerfristigen Stabilisierung dieser positiven Effekte bedarf es erfahrungsgemäß 20 bis 30 Sitzungen.
Nun, allen Vorgängen in unserem Gehirn - Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Handeln – liegt der Austausch von Informationen zwischen Gehirnzellen zu Grunde. Diese Informationen werden von Zelle zu Zelle über Schaltstellen, den Synapsen, auf elektrischem und chemischem Weg weitergegeben. Bei affektiven Störungen, wie der Depression, ist diese Informationsübertragung beeinträchtigt.
Durch die wiederholte Anwendung der Magnetpulse wird die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen wieder angeregt und die Beeinträchtigung anhaltend reduziert. Da krankheitsbedingt überaktivierte Gehirnregionen erfolgreich gehemmt und unteraktivierte Areal angeregt werden, spricht man auch von „Neuromodulation“. Zielgerichtete Neuromodulation führt zu einer Ausbalancierung der Aktivierungszustände und in der Folge zu einem Rückgang der depressiven Symptome.
Generell wird bei uns die rTMS-Behandlung mit einer gleichzeitig stattfindenden Psychotherapie kombiniert, um die oben beschriebenen Wirkmechanismen zu verstärken, die durch die rTMS ermöglichten Veränderungen im Alltag umzusetzen und die Nachhaltigkeit der Therapie zu erhöhen.
Vor dem Beginn einer solchen integrierten rTMS-Behandlung steht die Aufnahme, die sich aus einem persönlichen Gespräch, einer sogenannten QEEG-Messung (Quantitative Elektroenzephalographie) und der Aktigraphie zusammensetzt.
Im Gespräch erhält der Therapeut ein möglichst genaues klinisches Beschwerdebild des Betroffenen. Mit der QEEG-Messung wird eine Bewertung der Gehrinaktivität ermöglicht und mit der Aktigrafie wird der individuellen Schlaf– und Aktivitätsrhytmus erhoben. Auf dieser Basis kann die Behandlung individuell auf den Patienten abgestimmt werden
Die rTMS-Neuromodulation wird in komfortabler Sitzposition durchgeführt. Dabei kommt eine Magnetspule zum Einsatz, die über einer bestimmten Stelle am Kopf platziert wird. Sie erzeugt ein sehr kurzanhaltendes Magnetfeld, das bis zu einer Tiefe von 2-3cm einwir.kt und so die entsprechenden Teile des Gehirns stimuliert. Mit einer magnetischen Stärke (Flussdichte) von max. 1-2 Tesla, ist die Intensität mit der einer Kernspintomographie vergleichbar.
Die magnetischen Impulse der repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) sind spürbar aber nicht schmerzhaft. Schnell gewöhnt man sich an die regelmäßigen Pulse. Insbesondere durch das gleichzeitig stattfindende Gespräch tritt die Stimulierung für den Betroffenen meist schnell in den Hintergrund. Über die Pulse hinaus kann auch ein leichtes Kribbeln spürbar sein.
Ähnlich wie bei einer medikamentösen Therapie hängen Intensität und Dauer der Behandlung und der Therapieeffekt von individuellen Faktoren ab. Eine Therapiesitzung dauert 50 Minuten. Im Durchschnitt sind etwa 20 – 30 Sitzungen notwendig. Die besten Ergebnisse erzielt die rTMS-Behandlung, wenn sie täglich oder zumindest dreimal pro Woche durchgeführt wird. Die genaue Häufigkeit und Anzahl der notwendigen Sitzungen wird individuell auf die persönliche Situation und therapeutischen Erfordernisse des Patienten abgestimmt.
Spürbare Veränderungen und Linderung der Symptome stellen sich etwa nach der 8. bis 12. Sitzung ein. Studien haben gezeigt, dass diese Wirkung im Falle einer Kombinationstherapie etwa bei 75% der behandelten Patienten auch nach sechs Monate noch anhält. Generell können zur Vorbeugung oder im Falle eines Rückfalls zusätzliche Sitzungen in Anspruch genommen werden. Generelles Ziel der Behandlung ist jedoch die nachhaltige Symptomfreiheit.
Für die Anwendung der rTMS-Therapie bei Depressionen ist der wissenschaftliche Nachweis bereits erbracht worden und führte kürzlich zur Aufnahme in die Versorgungsleitlinien der medizinischen Fachgesellschaften. Häufig beobachten wir auch zusätzlich Verbesserungen bei Schlafproblemen und chronischen Schmerzsymptomen. Für andere Störungsbilder, wie z.B. den Zwangsstörungen, gibt es bereits eine Reihe vielversprechender Berichte der erfolgreichen Anwendung. Hierzu läuft derzeit eine Vielzahl von Forschungsprojekten weltweit.
Mit der Neuromodulation durch rTMS-Therapie steht ein innovatives, nicht-invasives und sehr gut verträgliches Therapieverfahren zur Verfügung, das entweder allein oder in Kombination mit einer medikamentösen Therapie durchführbar ist.
Generell wird die rTMS-Behandlung gut vertragen. Allerdings können, wie bei jedem Behandlungsverfahren, unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. So treten in seltenen Fällen vorübergehende leichte Kopfschmerzen im Anschluss an die ersten Sitzungen auf, die allerdings gut behandelbar sind. . Wenn sich die Magnetspule entlädt, erzeugt sich einen „Klick-Ton“. Je nach der Stärke der Stimulation kann seine Lautstärke variieren, was zum zeitweisen Herabsetzung der Schwelle für Hörschädigungen führen kann. Vorbeugend können bei Bedarf während der Sitzung Ohrstöpsel genutzt werden.
Allerdings ist die repetitive transkranielle Magnetstimulation für bestimmte Personenkreise ungeeignet. Dazu zählen:
Die ambulante rTMS-Therapie ist derzeit noch keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die Kostenerstattung durch eine private Krankenversicherung hängt von dem geschlossen Vertrag mit der Krankenkasse ab. Für gesetzlich (aber auch privat) Versicherte besteht die Möglichkeit, als Selbstzahler die Kosten der Therapie selbst zu übernehmen. Als Selbstzahler genießen Sie über die gesetzliche Schweigepflicht hinausgehend volle Diskretion, da weder Antragsverfahren noch Berichte an externe Leistungsträger anfallen.
Die Experten-Sprechstunde dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose und ersetzt eine Behandlung weder medizinisch noch rechtlich. Die Antworten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht die der Betreiber von www.pluspatient.de
Psychologische PsychotherapeutinDipl.-Psych. Annika Simlacher
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