Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung. Durchschnittlich erkranken pro Jahr etwa 65.000 Patienten an dieser Krebsart. Darmkrebs entwickelt sich schleichend und verhält sich vor allem in der Anfangsphase sehr unauffällig. Im Rahmen dieser Expertensprechstunde beantwortet unser Experte, Internist Jürgen Gabriel, Facharzt für Chirurgie aus Güstrow, Fragen von Patienten zum Thema „Darmkrebs“.
Unter dem Begriff Darmkrebs werden Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolonkarzinoms) und des Mastdarms (Rektumkarzinom) zusammengefasst. Kolonkarzinome befallen häufig das untere Drittel des Dickdarms. Rektumkarzinome betreffen den Bereich des Enddarms.
In beiden Fällen kommt es zu einem unkontrollierten Wachstum der Darmzellen in der Schleimhaut der Darmwand. Durch die Bildung eines Karzinoms, eines bösartigen Tumors, kommt es zum Verlust der Darmfunktion in den betroffenen Abschnitten.
Grundsätzlich kann jeder Abschnitt des Dick- oder Mastdarms von einem sogenannten kolorektalem Karzinom befallen sein. Wobei in 90% der Darmkrebsfälle der Erkrankung durch sogenannte Darmpolypen, Ausstülpungen der Darmwand, als Vorstufe voraus gehen.
Karzinome im Bereich des Dünndarms oder des Afters sind allerdings vom klassischen Darmkrebs (Kolon- oder Rektumkarzinom) abzugrenzen. Sie treten nur sehr selten auf und unterscheiden sich in Symptomatik und Verlaufsform von Karzinomen des Dick- oder Mastdarms.
Zu den häufigsten Beschwerden bei Darmkrebs zählen:
Darmkrebs zeigt vor allem im Anfangsstadium kaum Symptome zeigt. Diese Krebsart entwickelt sich schleichend. Treten charakteristische Symptome auf, sollte jedoch schnellstmöglich eine Abklärung durch einen Facharzt erfolgen.
In den meisten Fällen sind die Beschwerden jedoch auf eine harmlose Darmerkrankung zurückzuführen.
Bislang ist die genaue Ursache für das Entstehen von Darmkrebs noch unbekannt. Jedoch können eine fettreiche und faserarme Ernährung sowie eine ungesunde Lebensweise und Bewegungsmangel das Risiko einer Erkrankung erhöhen.
Die Erkrankung tritt vermehrt ab einem Alter von 50 Jahren auf, wobei das durchschnittliche Erkrankungsalter für Männer bei 69 Jahren und für Frauen 75 Jahren liegt. Männer und Frauen sind nahezu gleichermaßen oft betroffen.
Für Personen mit entzündlichen Darmerkrankungen oder familiärer Vorbelastung besteht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Hier sollte möglichst frühzeitig mit der Darmkrebsvorsorge begonnen werden.
Sinnvolle Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs sind:
Ab einem Alter von 50 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre den chemischen Stuhltest auf versteckte Blutpartikel. Diese können ein Indiz für eine Darmkrebserkrankung oder eine Darmkrebsvorstufe sein.
Im Rahmen der Darmkrebsfrüherkennung und -diagnose stellt die Koloskopie eine effektive Methode zur Erkennung von Darmkrebs und Darmpolypen dar. Sie betrachtet den gesamten Dickdarm. Die potenziellen Krebsvorstufen können während der endoskopischen Untersuchung sicher entfernt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten Patienten ab einem Alter von 55 Jahren die Möglichkeit einer großen Darmspieglung. Diese kann alle 10 Jahre wiederholt werden.
Die Sigmoidoskopie (kleine Darmspiegelung) wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Als private Vorsorgeleistung ermöglicht sie jedoch die Kontrolle des unteren Dickdarmbereichs.
Die digital-rektale Tastuntersuchung des Enddarms wird im Rahmen der gesundheitlichen Vorsorgeuntersuchung jährlich von den Krankenkassen bezahlt.
Die Grundlage der Darmkrebstherapie ist die operative Entfernung des Tumorgewebes sowie der befallenen Darmabschnitte. Sowohl für Kolon- wie für Rektumkarzinome werden standardisierte Operationsverfahren angewendet. Zugehörige Lymphdrüsen bzw. Lymphknoten werden dabei ebenfalls entfernt und auf potenzielle Krebszellen untersucht.
Bei der operativen Behandlung von Darmkrebs im Bereich des Dickdarms wird ab Stadium II eine Chemotherapie angeschlossen, um mögliche Krebszellen im Körper zu zerstören und die Gefahr eines Rückfalls vorzubeugen.
Bei der Therapie eines Rektumkarzinoms kann nach der operativen Entfernung ein künstlicher Darmausgang nicht immer vermieden werden, insbesondere wenn der Schließmuskel im Bereich des Tumors liegt oder der Krebs bereits weit fortgeschritten ist.
Dies ist bei etwa 15% der Operationen der Fall. Dabei wird nach kompletter Entfernung des Mastdarms das untere Ende des Dickdarmes im linken Unterbauch aus der Bauchwand ausgeleitet, so dass der Stuhl kontinuierlich durch einen luftdichten Beutel aufgefangen werden kann. Sofern die Möglichkeit besteht, den künstlichen Darmausgang nach Heilung der Darmnaht zurückzulegen, wird diese Möglichkeit genutzt, so dass die Anlage nicht endgültig sein muss.
Bei großen Tumoren im Bereich des Mastdarms wird vor der Operation der Tumor durch Bestrahlung, ggf. in Kombination mit Chemotherapie, verkleinert.
Im Falle fortgeschrittener Darmkrebsstadien II-III wird im Anschluss eine postoperative, unterstützende Tumortherapie durchgeführt.
Grundsätzlich erfolgt die jeweilige Behandlung je nach Darmkrebsart und bestehendem Erkrankungsstadium und wird individuell mit dem Patienten abgestimmt.
Grundsätzlich gilt, je früher der Darmkrebs entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen.
In den frühen Stadien 0-I ist die Tumorbildung noch recht klein, so dass etwa 90% der Patienten nach 5 Jahren als geheilt gelten. In der Regel kann die Erkrankung operativ, ohne begleitende Chemotherapie behandelt werden.
Bei fortgeschrittenem Darmkrebs ohne Befall der Lymphknoten liegt die Heilungsrate nach 5 Jahren bei ca. 70 - 85%.
Hat sich die Erkrankung bereits in die Lymphknoten ausgebreitet, können mithilfe postoperativer Chemotherapie bzw. Radio-Chemotherapie 50 - 80 % der Patienten erfolgreich behandelt werden.
Im Stadium IV befindlicher Darmkrebs hat bereits Metastasen gebildet. Die Überlebensrate nach 5 Jahren liegt derzeit bei etwa 5%. In den letzten Jahren wurden bei der Behandlung jedoch deutliche Fortschritte erzielt, so dass sowohl Lebensqualität als auch Überlebenszeit verbessert werden konnten.
Die Experten-Sprechstunde dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose und ersetzt eine Behandlung weder medizinisch noch rechtlich. Die Antworten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht die der Betreiber von www.pluspatient.de
Facharzt für Chirurgie Jürgen Gabriel
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