Die kardiorespiratorische Polygraphie ist eine ambulante Untersuchungsmethode der Schlafmedizin. In dieser Expertensprechstunde beantwortet unser Experte Dr. Ellen Hertling, Hausärztin aus Hannover (Vahrenwald), Fragen von Patienten zum Thema "Kardiorespiratorische Polygraphie".
Die kardiorespiratorische Polygraphie ist eine ambulante Untersuchungsmethode der Schlafmedizin. Dabei wird, ähnlich dem Langzeit-EKG, ein tragbares Gerät vom Patienten über Nacht getragen. Es zeichnet die Atmung, Bewegung der Brust- und Bauchwand sowie die Sauerstoffsättigung und Schnarchgeräusche auf und gibt so Aufschluss über die Schlafqualität, Atemaussetzer und ermöglicht die Diagnose von Atmungsstörungen wie beispielsweise einer Schlafapnoe.
Das Schlafapnoe-Syndrom, kurz SAS, gehört zu den schlafbezogenen Atmungsstörungen. Es handelt sich dabei um ein Beschwerdebild, das von Atemstillständen während des Schlafs gekennzeichnet ist. Verursacht wird eine Schlafapnoe durch die starke Entspannung der Muskulatur der oberen Atemwege währen der Nacht. Die Muskulatur erschlafft und blockiert die Atmung, sodass es zu kurzzeitigen Atemaussetzern kommt, von dem der Betroffene selbst nichts mitbekommt. Aus demselben Grund wird eine Schlafapnoe meist auch von starkem Schnarchen begleitet.Durch die krankhaften Atemstillstände, die durchaus länger als zehn Sekunden andauern können, fällt der Sauerstoffgehalt des Blutes ab und es kommt zu einer Mangelversorgung. Der Körper registriert diese und sendet Weckreaktionen aus, wodurch die Atmung wieder einsetzt. Hiervon wird der Schlaf gestört, was sich dann am nächsten Morgen mit Müdigkeit und Abgeschlagenheit äußert. Auch Sekundenschlaf ist keine Seltenheit. Patienten, die an Schlafapnoe leiden, erfahren in der Regel keinen erholsamen Schlaf. Hält dieser Zustand über längere Zeit an, können sich weitere Beschwerden und Folgeerkrankungen aufgrund der Mangelversorgung und mangelnden Regeneration des Körpers entwickeln.
Also, grundsätzlich kann jeder eine Schlafapnoe entwickeln. Wie so häufig, gibt es aber Faktoren, die das Schlafapnoe-Syndrom begünstigen können. Meist sind starke Schnarcher von einer Schlafapnoe betroffen, da durch die erschlaffte Muskulatur der Unterkiefer samt Zunge nach hinten fallen und die Atemwege blockieren und das Gewebe in Schwingung versetzt wird, sodass ein charakteristisches Knattern entsteht. Meist sind es Männer, die schnarchen. Somit sind auch Männer häufiger von einer Schlafapnoe betroffen als Frauen. Zum Geschlecht kommen weitere Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsarmut, regelmäßiger bzw. starker Alkoholkonsum sowie Rauchen hinzu. Auch durch die Einnahme von Schlaftabletten, Beruhigungsmitteln oder Drogen erschlaffen die Muskeln im Gaumen schneller, wodurch die Atemwege verschlossen werden und es zu Atemaussetzern kommt. Weitere Risikofaktoren und Ursachen für eine Schlafapnoe können sein:
In der Regel wird eine Schlafuntersuchung mittels Polygrafie bei Verdacht auf eine Atmungsstörung veranlasst. Sie stellt also das erste Diagnoseverfahren dar, das Abweichungen von der Norm aufzeigen kann und anschließend eine weiterführende Behandlung ermöglicht. Ein solcher Verdacht kann durch das Vorliegen verschiedenster Symptome bekräftigt werden. Meist ist es die unerklärliche Tagesmüdigkeit und das Gefühl der Abgeschlagenheit, die Patienten zum Arzt führt. Begleitet werden diese Beschwerden auch von Durchschlafstörungen, nächtlichem Schwitzen, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten und einem merklichen Abfall der Leistung. Im Zuge des Schlafapnoe-Syndroms kann sich mitunter auch eine depressive Verstimmung entwickeln, die den Betroffenen zusätzlich belastet. Konnten andere Ursachen und Faktoren wie Hormonstörungen, Autoimmunerkrankungen oder Ernährungs- und Lebensstil sowie Stress und Dauerbelastung durch gezielte Untersuchungen wie z.B. Bluttests ausgeschlossen werden, kann zur weiteren Diagnostik eine Polygraphie zum Einsatz kommen.
Wie bereits gesagt, ist die Polygraphie einem Langzeit-EKG gar nicht so unähnlich. Zunächst ist eine Vorstellung in der Arztpraxis notwendig. Hier müssen Sie eine kurze Selbsteinschätzung darüber abgeben, wie schnell Sie ermüden und in welchen Alltagssituationen das Einschlafen am wahrscheinlichsten ist. Ein Beispiel wäre „Beim ruhigen Sitzen nach dem Essen“ oder „Beim Fernsehen“. Meist wird vorab dazu geraten, am Tag der Messung auf koffeinhaltige Getränke wie Kaffee und Tee zu verzichten und tagsüber nicht zu schlafen.Anschließend werden Sie in die Handhabung des Schlaf-Recorders eingewiesen. Ihre persönlichen Daten sowie Ihre gewohnte Zu-Bett-Geh-Zeit werden einprogrammiert. Deshalb sollten Sie auch zur vorgesehenen Zeit den Schlafrecorder anlegen und versuchen zu schlafen. Der Schlafrecorder ist an einem Gurt befestigt und wird am Oberkörper getragen. Das Tragen ist also völlig schmerzfrei, aber anfangs vielleicht etwas ungewohnt. Am nächsten Tag erfolgt die Auswertung des Schlafs in seinen einzelnen Schlafstadien am Computer.
Das hängt ganz von dem Ergebnis der Polygraphie ab. Aus der Analyse der Daten ergibt sich das weitere Vorgehen. Konnte eine Schlafstörung mit Schnarchen und längeren Atemaussetzern nachgewiesen werden, ist eine weiterführende Untersuchung und Behandlung im Schlaflabor erforderlich. Die Therapie kann dann unterschiedlich aussehen und ist immer individuell an den Patienten angepasst. So können beispielsweise eine Gewichtsreduktion oder der Verzicht auf Alkohol und Rauchen bereits Abhilfe schaffen. Denkbar sind auch operative Maßnahmen zur Verbesserung der Nasenluftpassage oder das Tragen einer Unterkieferprotrusionsschiene (Schnarchschiene). War der Befund unauffällig sind keine weiteren schlafmedizinischen und lungenärztlichen Maßnahmen notwendig. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie mit Ihren Beschwerden allein gelassen werden. Anderweitige fachärztliche Untersuchungen innerhalb der Neurologie, Psychiatrie, der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder der Inneren Medizin und Zahnmedizin können dann vielleicht mehr Aufschluss bringen.
Ja, das werden sie. Wenn ein begründeter Verdacht vorliegt, übernehmen die meisten Krankenkassen die Kosten.
Die Experten-Sprechstunde dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose und ersetzt eine Behandlung weder medizinisch noch rechtlich. Die Antworten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht die der Betreiber von www.pluspatient.de
HausärztinDr. Ellen Hertling
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