Das stimmt. Auch unter optimalen Bedingungen bleibt es nahezu unmöglich, alle Bakterien aus den feinen Nebenkanälen der Zahnwurzel zu entfernen. Sprich: Bakterien überleben und verursachen später Probleme, weshalb die Erfolgsquote auch so niedrig ist. Wir haben zwischen 10.000 und 70.000 Mikrokanäle pro Quadratmillimeter Wurzeloberfläche – da können selbst die feinsten Geräte oder Spülungen nichts ausrichten.
Ja, wurzelbehandelte Zähne können als chronische Infektionsquellen wirken. Bakterien können sich im abgestorbenen Zahn vermehren und in den Körper gelangen, was das Risiko für systemische Erkrankungen erhöht, einschließlich Herz-Kreislauf-Problemen und Autoimmunreaktionen. Ich stelle immer gerne die Frage: Weshalb sollte ein toter Zahn im Körper verbleiben? Wenn man über anderes totes Gewebe spricht, steht es überhaupt nicht zur Diskussion, ob es entfernt wird oder nicht. Warum ist dies bei einem toten Zahn anders?
Keramikimplantate sind biokompatibel, lösen keine immunologischen Reaktionen aus und setzen keine toxischen Stoffe frei. Bei guter Pflege können sie Jahrzehnte lang halten und ihre glatte Oberfläche macht es außerdem schwieriger für Bakterien, sich anzusiedeln. Selbst im Vergleich zum natürlichen Zahn schneiden Keramikimplantate diesbezüglich besser ab. Außerdem sind sie Titanimplantaten ästhetisch überlegen, da ihr heller Farbton auch bei dünnem Zahnfleisch nicht unangenehm durchschimmert. Selbstverständlich haben auch Keramikimplantate Nachteile, wie zum Beispiel eine geringere primäre Osseointegration, aber insgesamt überwiegen deutlich die Vorteile.
Diese Risiken sind durchaus ernst zu nehmen. Abgestorbene Zähne können Bakterien und toxische Stoffe freisetzen, die sich im Körper anreichern und zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen können. Vorsicht ist hier auch bei Patienten geboten, die noch Amalgamfüllungen im Mund haben, denn eine dieser möglichen toxischen Verbindungen kann Quecksilber binden, das sich aus beschädigten Amalgamfüllen lösen kann. Wenn sich hierdurch das Quecksilber im Körper anreichert, kann es eine Gefahr für den gesamten Organismus darstellen. Ob mit oder ohne Amalgam im Mund – die Entfernung eines toten Zahns ist einfach die sicherere Option.
Ästhetisch sind Keramikimplantate oft sogar überlegen, da sie keinen dunklen Kern haben und sich optisch gut in das natürliche Zahnfleisch einfügen, was besonders im Frontzahnbereich wichtig ist. Wurzelbehandelte Zähne hingegen dunkeln oftmals nach, was die Ästhetik beeinträchtigt. Durch ein internes Bleaching kann das zwar wieder ausgeglichen werden, aber dennoch sind Keramikimplantate hier wieder im Vorteil, da sie sich nicht verfärben. Funktional sind Keramikimplantate genauso belastbar wie natürliche Zähne und sind weniger anfällig für Bakterienanlagerungen – ein weiterer Pluspunkt.
Meine Meinung hierzu ist ganz klar: ich empfehle es nicht nur bestimmten Patientengruppen, sondern ALLEN Patienten. Ein toter Zahn gehört nicht in den Körper, und bei den heute möglichen besseren Alternativen sehen ich keinen Grund, der eine Wurzelkanalbehandlung rechtfertigt.
Die Experten-Sprechstunde dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose und ersetzt eine Behandlung weder medizinisch noch rechtlich. Die Antworten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht die der Betreiber von www.pluspatient.de
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